Fritz Schmid, festangestellter Fahrer des Nationalen Pferdesport Zentrums (NPZ) in Bern

Seit mein Mann im Jahr 2007 angefangen hat Kutsche zu fahren, versteht er meine Probleme, einen wirklich guten Reit- bzw. Fahrlehrer zu finden. Darum nutzten wir in diesem Sommer unseren Besuch in der Schweiz nicht nur für die obligatorischen Hengstbesichtigungen. Mein Mann André konnte dank der Vermittlung unserer schweizer Freundin Tanja Fahrstunden im NPZ (Nationalen Pferdesport Zentrum in Bern) bei dem Fahrlehrer und Ausbilder Herrn Schmid nehmen. Tanja stellte ihre Freibergerstute Quyara für diese Stunden zur Verfügung. Am ersten Tag wartete eine Überraschung auf uns. Wir starteten im NPZ ohne unser Ziel zu kennen. Mit Kind und Kegel dirigierte Herr Schmid André und Quyara in die Berner Innenstadt. Unsere Route ging vorbei am Bärengraben bis zum Zeitglockenturm und Richtung Bahnhof, über den Marktplatz zum Bundeshaus. Quyara beeindruckte uns mit ihrer interessierten Coolness. Autoverkehr, Tram, Müllwagen, das bunte Gewusel am Marktplatz und Stehen an den Ampeln waren keine Herausforderung für Quyara, die keine Scheuklappen trug. Das war für die ganze Familie ein wunderschönes Erlebnis.

 

Am nächsten Tag nahm André noch eine Schnupperstunde im Dressurfahren. Herr Schmid konnte meinem Mann einen guten Einstieg in die Thematik des Dressurfahrens vermitteln. Er zeigte André wie korrekte Volten gefahren werden und wie mit Hilfe der Leinen und der Fahrpeitsche der Rücken aktiviert wird, um die Tragkraft aus dem Schub zu entwickeln.

 

Wir nutzten die Gelegenheit, um Herrn Schmid für unsere Homepage und den Freiberger Herold zu interviewen. Fritz Schmid ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Dort waren die Pferde nicht nur Arbeitstiere. Sein Vater war recht experimentierfreudig, erzählt Herr Schmid mit einem breiten Lächeln. Es gab nicht nur Freiberger und Halbblüter auf dem Hof, sondern auch schon mal Exoten wie Araber. Als Kind und Jugendlicher war der heutige Pferdemensch Fritz Schmid nicht unbedingt interessiert am Reiten. Sein Interesse wuchs erst im Erwachsenenalter, als er die Zweitausbildung als Landwirt anstrebte. Um in der landwirtschaftlichen Schule Schwand aufgenommen zu werden, absolvierte er das erforderliche Praktikum dort. Die Ausbildung schloß er erfolgreich ab und konnte als festangestellter Mitarbeiter dort bleiben. Er arbeitete dabei vor allem mit Fritz Gfeller zusammen, der über viel Erfahrung mit Pferden verfügte und von dem er viel lernen konnte. Sein erstes eigenes Pferd kaufte Fritz Schmid als Fohlen von seinem Vater. Das Pferd war nicht dazu geeignet, die Fehler, die aus seiner eigener Unerfahrenheit resultierten, auszugleichen, sagt er mit einem Augenzwinkern. Durch die züchterischen Aktivitäten auf dem Schwand wuchs auch sein Interesse an der Zucht. Seine erste eigene Zuchtstute, eine Warmblutstute, kaufte er vom Schwand. Die Fohlen konnte er immer gut verkaufen, da sie von guter Qualität waren, obwohl er nie mit teuren Hengsten deckte.

Inzwischen wuchs seine Familie und um auf lange Sicht ein festes Einkommen zu garantieren, verließ er den Schwand und wechselte als Pferdepfleger zur EMPFA (später privatisiert zu NPZ/ Pferdeausbildungsort des Militärs). Mit Werner Ulrich (dem Fahrweltmeister im Zwei- und Vierspänner) kam ein frischer Wind in die Fahrabteilung des NPZ. Die Entwicklungen die sich aus den Erfahrungen des routinierten Turnierfahrers Werner Ulrich ergaben, waren für ihn interessant und wichtig. Da Werner Ulrich von seinen vielen Turniererfolgen immer die neuesten Trends im Fahrsport mitbringt, bleibt man im NPZ in Bewegung. Fritz Schmid betont uns gegenüber, dass er immer wieder das Glück hatte, auf sehr erfahrene Pferdemenschen zu treffen und von deren Wissen profitieren zu können. Es gab und gibt aber auch wichtige Pferdepersönlichkeiten in seinem Leben. Dabei erwähnt er besonders seinen „Kollegen“ Argas, ein Warmblutwallach mit dem er 15 Jahre zusammengearbeitet hat. Schon mit 5 Jahren ließ dieser einen speziellen Charakter erkennen. Seine Einstellung zur Arbeit hat mir gefallen, sagt Fritz Schmid. Argas hat unzählige Pferde mit ausgebildet und sich immer als wertvoller Lehrmeister erwiesen. Vor 2 Monaten verstarb Argas.

 

Auf unsere Frage nach seinen Vorlieben bezüglich der Pferde hat er keine kurze Antwort für uns. Rasse, Linie, Farbe und Geschlecht sind für seine Arbeit mit den Pferden zweitrangig. Er wünscht sich aber ein Pferd, das mitarbeitet und gute Charakterzüge aufweist, das ist für ihn wichtiger als eine tolle Erscheinung.

Auf das schlimmste Fahrerlebnis angesprochen, erzählt er von dem Unfall, den er 2005 hatte. Auf der Hauptstraße ging ein Pferd durch, die Kutsche kippte und er wurde unter der Kutsche eingeklemmt, über einen Kreisverkehr geschleift. 10 Tage verbrachte er im Krankenhaus und ist dankbar, dass er diesen Unfall überlebt hat. Trotzdem gibt es kein Korrekturpferd, das er nicht fahren würde. Allerdings kann er sich nicht vorstellen, ein Pferd mit gesundheitlichen Problemen zu fahren. Darum ist er froh darüber, dass jedes Pferd, welches zur Ausbildung ins NPZ kommt, vom Veterinär gecheckt wird.

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