Ein Interview mit der Züchterfamilie Messer

vorne von links nach rechts Enrica mit Fee hinten Franco mit Havanna Vollschwester von Fee

„Ein Blick in die Vergangenheit….“ 

In der Küche der Familie Messer fällt uns das Foto eines pflügenden Vierspänners sofort ins Auge. Die drei Füchse auf dem Bild, sind alle aus einem Guss. Auf Nachfrage erzählt uns Herr Rudolf Messer, dass es sich um seine Zuchtstute Fleurette (Lusco/Urique) und deren Nachkommen, Fiona (Calif/Lusco) Franco (Calif/Lusco) und Canella (Calif/Lusco) handelt.

4 Generationen FM Zuchtstuten der Familie Messer

1998 von links: Vanessa von Canelle, die Zwillinge Finette und Fauvette von Fleurette, Viola von Fiona, Fiona, Franco, Canelle, Fleurette, Colette mit Cantor.

Die Familie Messer züchtet seit Generationen Freiberger. Herr Messer kann sich nicht erinnern, dass in seiner Familie eine Zuchtstute hinzugekauft wurde. Er zeigt uns die Papiere seiner Zucht. Alle auf dem Papier verzeichneten Stuten der Mutterline befanden sich in Familienbesitz und wurden dort geboren. Die Stute Babette (Urique) war der erste Fuchs dieser Stutenline und Herr Messer war sofort klar, dass er sie behalten wollte.

1979 verliess er den elterlichen Hof, um den Hof seiner Grosseltern zu übernehmen und Babette begleitete ihn. Sie wurde die Begründerin seiner Stutenfamilie. Seine Zuchtstuten kennt er in- und auswendig. Die landwirtschaftliche Arbeit auf dem Betrieb war für Messer Rudolf immer fester Bestandteil der täglichen Arbeit und hat grossen Anteil an der Ausbildung der Pferde.

„Ich achte bei der Auswahl des Hengstes auf die Bewertungen im Hengstkatalog. Besonders die Exterieurnoten interessieren mich. Wenn der Hengst den Stationstest bestanden hat, muss er charakterlich gut sein.“ „Papierzucht ist interessant aber eigene Erfahrungen spielen eine grössere Rolle und es gibt manchmal auch Überraschungen“, sagt Rudolf Messer.

Für uns wird hier deutlich, was Selektion ausmacht. Zuchtselektion findet bei Herrn Messer vor allem in der Stutenfamilie statt. Natürlich spielt der Hengst durch seine Produkte auch eine Rolle wird aber immer auf Grundlage der Stutenbasis ausgewählt. Hat der Züchter seine Stutenfamilie seit Generationen miterlebt, weiß er um die Stärken und Schwächen seiner Zuchtbasis. Wenn man seine Stutenbasis so genau kennt, lässt das Rückschlüsse auf die Vererbung des Hengstes durchaus zu, das wird hier ganz deutlich.

Das ist erlebtes und gelebtes Wissen, um die Zucht. Die Erfahrung und das Wissen in Familien wie dieser sind von unschätzbarem Wert für die weitere Entwicklung des Freibergers. Denn wie schon Jules Gloor, 1. Sekretär der Landwirtschaftsdirektion des Kantons Bern, 1935 sagte: "Ein Rückblick auf die züchterischen Begebenheiten früherer Jahrhunderte lohnt sich aber auch angesichts der Tatsache, dass die Geschichte immer noch die beste Lehrmeisterin war, und aus den Erfahrungen vergangener Zeiten wertvolle Schlüsse für die Gestaltung der Gegenwart und die Zukunft gezogen werden können... "

Rudi Messer mit seinen Freibergerstuten im 2 Spänner die Fohlen bei FussZur Zeit befinden sich 5 Zuchtstuten mit Fohlen, eine Leitstute, eine vierjährige Stute, drei 3 Jährige, ein Jährling und ein Pensionswallach auf dem Hof. Die Fohlen der Familie Messer wachsen in ihrer Stutenfamilie auf. Die Prägung des Sozialverhaltens ist somit sehr natürlich gewährleistet. Die Ein- und Zweijährigen, die behalten werden, gehen über den Sommer auf die Fohlenweide und kommen im Winter wieder in den Stutenverband zurück. Die Fohlen begleiten ihre Mütter von Beginn an bei den Arbeiten in der Landwirtschaft. Damit beginnt eigentlich schon die Ausbildung.

Alle durchlaufen die gleiche Ausbildung. Die Grundausbildung orientiert sich nicht am späteren Verwendungszweck. Die Einbindung der jungen Pferde in die landwirtschaftlichen Arbeiten garantiert eine breite Grundlage. Erst wenn die Pferde auch am Wagen ein- und zweispännig gut laufen, werden sie geritten. Das Endziel der Grundausbildung ist nicht der Feldtest, der natürlich bestanden werden muss, sondern ein Pferd zu haben, das ruhig und willig mitarbeitet.

Neben der landwirtschaftlichen Arbeit war auch der Fahrsport ein wichtiger Teil in Herrn Messers Leben. Doch die gesundheitlichen Probleme von Messer Rudolf verhinderten eine weitere Ausübung des Fahrens als Sport.

Das Rücken als Turniersport ist in der Schweiz eine junge Disziplin. Sie wurde von Henri Spychiger in Deutschland entdeckt und in der Schweiz eingeführt. Im Jahr …. machte Henri Spychiger (erster Präsident des Freibergerzuchtverbandes) Rudolf Messer auf die allererste in der Schweiz stattfindenden Rückeprüfung in Mont Crosin aufmerksam. Herr Messer nahm mit seiner Stute Fleurette an dieser Prüfung teil und wurde an den Finals in Avenches der erster Schweizer Meister in dieser Disziplin. So entdeckte er diesen Sport für sich. Die Faszination hatte ihn gepackt und lässt ihn bis heute nicht mehr los.

Ein weiterer Höhepunkt war seine Teilnahme an der Route de Poisson und dem Route de Vin.

Wir fragten uns welche Voraussetzungen Mensch und Tier mitbringen müssen, um diesen Sport auszuüben. „Die Pferde müssen robust und stark gebaut sein. Rücken und Hinterhand werden stark belastet. Ein guter Hals ist nicht so wichtig.

Das Pferd muss ruhig und willig sein. Besonders wichtig ist die Zugwilligkeit.“ Sagt Rudolf Messer.

Die Pferde werden bei Rudolf Messer nicht speziell für die Rückeprüfung ausgebildet oder trainiert. Durch die regelmässige Arbeit in der Landwirtschaft sind die Pferde gut vorbereitet. Sie sind Berührungen an den Hinterbeinen gewöhnt und im Zug routiniert.

Beim Wenden auf dem Acker z.Bsp. werden die Pferde durch die Zugstränge eingeengt ohne Sicherheit der Landen zu haben. Sie müssen dem Druck standhalten, immer wieder im Zug stehen und warten oder stehen bleiben, wenn Maschinen, Geräte an und abgehängt werden. Das sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine Teilnahme an Rückeprüfungen. Allerdings erzählt uns Messer, hat sich in den letzten Jahren einiges in der Turnierszene getan. Denn die heute erfolgreichen Teams trainieren die verschiedenen Hindernisse auf extra dafür eingerichteten Übungsplätzen. Wie auch beim Feldtest, beim Fahren und Reiten zu beobachten, findet eine ständige Professionalisierung und Spezialisierung der Freibergerszene statt.

Dieses Interview wurde im August 2010 von Tanja Kernen und Barbara Heim geführt.

Kontaktdaten

Herr Messer verkauft jedes Jahr 3 jährige Pferde mit Feldtest und einige Fohlen des aktuellen Fohlenjahrgangs.

Familie Messer

Tel:  0041/32 373 13 48

Mobile:   0041/79 273 67 24

www.messer-roesslifahrten.ch

Dieses Interview wurde im August 2010 von Tanja Kernen und Barbara Heim geführt.

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