Der passende Hengst für Mandoline

Bei der Suche nach dem passenden Hengst für meine Stute Mandoline stellte ich bald fest, dass mich die Hengste der Q-Linie am meisten ansprachen (vielleicht immer noch Black-Beauty-Kinderträume).

Da Mandoline im klassischen Typ steht wollte ich auf jeden Fall einen etwas leichteren Vater für ihr Fohlen finden. Zudem suchte ich einen Hengst, der einen hübschen Kopf und schöne Gänge vererbt. Das alles wies deutlich in Richtung Q-Linie.

Als ich jedoch weitere Erkundigungen einzog wurde ich unsicher, denn man sagte mir, die Nachkommen der Q-Hengste seien schwierig und wären alles andere als Verlasspferde. Nach genaueren Recherchen bekam ich aber die Auskunft, dass Nachkommen der Q-Linie zwar solide ausgebildet werden müssen, dann aber sehr vielseitig eingesetzt und fein geritten werden können Gymkhanas, Dressur und sogar Springen, alles kein Problem mit der Q-Linie, so lautete die Auskunft. Fahren sei allerdings nicht das Wahre mit den Q´s, das hörte ich immer wieder.

Rein äußerlich gefielen mir die Q´s aber so gut und auch die Auskunft über die Talente der Q´s war so viel versprechend, dass ich mich entschloss, mir persönlich an Ort und Stelle ein Bild zu machen. Ich fasste mir ein Herz und rief bei Klaus Kappeler, dem Besitzer von Quinto an. Ich hatte Bedenken, ob man mich überhaupt ernst nehmen würde, da mein Wissen um es klar zu sagen, beschränkt war. Schon beim ersten Telefonat mit Klaus Kappeler stellten sich meine Bedenken als unbegründet heraus. Mir wurde freundlich Auskunft gegeben und wir wurden eingeladen, uns den Hengst persönlich anzuschauen.

Leider ist nur von einer begrenzten Anzahl der Freiberger Hengste in Deutschland Gefriersperma zu bekommen. Der Aufwand, EU-taugliches Sperma herzustellen, ist für die privaten Hengstbesitzer sehr aufwendig und teuer. So beschränkt sich die Auswahl an Sperma das die EU-Normen erfüllt auf wenige Hengste aus dem Nationalgestüt in Avenches (http://www.nationalgestuet.ch/PDF/Doses_haras_a_Celle.pdf). Leider ist kein Hengst der Q-Line auf dieser Liste vermerkt.

So war klar, dass ich Mandoline in die Schweiz bringen musste wenn ich wirklich einen Hengst der Q-Linie auswähle. Mit Sanja Leuenberger, der Besitzerin von QuebecII, und im Nationalgestüt in Avenches machte ich ebenfalls Termine aus.

Als erstes hatten wir den Termin in Avenches mit Ruedi von Niederhäusern. Er war sehr nett und nahm sich die Zeit, uns Quistar, der unter dem Sattel vorgeführt wurde, zu zeigen. Es stellte sich heraus, dass Quistar in den letzten Jahren hauptsächlich gefahren wurde, womit das Vorurteil die Q´s wären nicht zu Fahren geeignet schnell ausgeräumt war. Quistar ist ein hübsches Pferd aber der Funke sprang nicht richtig über. Das schien auch Herr von Niederhäusern schnell zu bemerken, denn er machte uns den Vorschlag, uns Lambswool zu zeigen.

Wir hatten ihn vorher schon auf einem Paddok gesehen, waren aber nicht auf die Idee gekommen, dass es sich bei ihm um einen Freiberger handelt. Die Freiberger, die wir bisher gesehen hatten, waren kompakter. Wie auch Mandoline, sah man ihnen das Kaltblut deutlich an. Lambswool ist ein bildhübscher Fuchshengst, mit sehr feinem Kopf und viel Weiß. Insgesamt wirkt er zierlicher, als Freiberger vom klassischen Schlag. Für meinen Geschmack hat er aber durchaus noch genügend Hals und Hintern. Wir besichtigten ihn in der Box und er war sehr freundlich und aufgeschlossen. Lambswool machte auf uns einen so ausgeglichenen und aufgeweckten Eindruck, daß wir beschlossen, ihn für den Fall, daß Quinto und Quebec II uns nicht so gut gefielen, im Auge zu behalten

Am nächsten Tag hatten wir die Verabredung mit Quinto und seinem Besitzer Klaus Kappeler. Als wir auf dem Hof ankamen war Quinto gerade voll in Aktion, denn ein Züchter war mit seiner Stute zum Decken da. Wir wurden auf das herzlichste begrüßt.

Quinto wurde uns am Halfter vorgeführt. Wir waren sofort angetan von der Schönheit dieses Hengstes. Die Farbe wird im Hengstkatalog als bestechend bezeichnet und treffender kann ich sie auch nicht beschreiben. Der edle Kopf, die wunderschönen großen Augen, an diesem Hengst stimmte einfach alles. Bei uns machte es zu diesem Zeitpunkt schon klick, Quinto hat das gewisse Etwas, auf das wir gehofft hatten! Quinto zeigte Temperament war dabei aber sehr umgänglich. Im Trab schwebte er geradezu über dem Boden. Ich möchte hier jedem, der sich für die Freiberger Hengste interessiert empfehlen sich diesen Hengst anzuschauen.

Klaus Kappeler zeigte uns dann Quintos Nachzucht im eigenen Stall. Er hat einen bildhübschen Junghengst, den er zur Körung vorstellen möchte.

Außerdem lernten wir auch Tanja Kernen, eine Freundin der Familie, kennen. Tanja ist ebenfalls eine sehr engagierte Züchterin, die gemeinsam mit Klaus die Pferde versorgt und ausbildet. Hauptberuflich ist Tanja Kindergärtnerin mit Zusatzqualifikationen Richtung Montessori-Pädagogik. Sie besitzt 2 Freibergerstuten, unter anderem die Quinto Tochter Quyara, die sie selber aus ihrer Stute Camy gezogen hat. Auch Quyara hat eine wunderschöne sehr dunkelbraune Farbe. Sie hatte gerade ein paar Tage zuvor ein Fohlen von Eiger bekommen. Tanja erzählte, dass Quyara schon erfolgreich im Sport vorgestellt wurde Sie hat die Absicht Quyara nach diesem Fohlen wieder aufzutrainieren. Außer Quyara und dem Junghengst gab es noch 2 Quinto Fohlen und eine drejährige Stute von Quinto im Stall (gut das wir keinen Hänger mithatten) Klaus fragte uns, wie viel Zeit wir hätten, denn er hatte sich den Nachmittag freigehalten, um uns Nachzucht in der näheren Umgebung zu zeigen.

Mittags checkten wir erst mal in unserem Hotel ein. Klaus und Tanja holten uns dann später wieder dort ab. So hatten wir die Gelegenheit eine größere Zahl Fohlen und Jährlinge auf anderen Höfen zu besichtigen. Auffallend bei allen Quinto-Nachkommen waren die edlen Köpfe und Hälse. Die Gänge waren elastisch und schwungvoll, mit viel Aktion aus der Vorhand. Vor allem der Trab war bei allen Nachkommen auffallend gut bis sensationell, mit sehr schöner Schwebephase.

Am Abend waren wir tief beeindruckt, die Quinto Nachzucht hatte alle unsere Erwartungen noch übertroffen. Selbst Klaus Fleischer, mein Reitlehrer der inzwischen zu einem Freund geworden und uns auf der Freiberger Tour begleitete war von der Qualität der Pferde begeistert.

Auf die Sensibilität der Q-Pferde angesprochen bestätigten Klaus und Tanja, daß gerade die Grundlagen beim Anreiten und Einfahren den Q´s sorgfältig und sensibel vermittelt werden müssen. Ein Hauruckverfahren funktioniert bei diesen Pferden einfach nicht. Unnötige Härte und Druck verzeihen sie einem nicht so schnell, behandelt man sie, ihrem Charakter entsprechend danken sie es einem mit großer Leistungsbereitschaft und sind sehr fein zu reiten.

Klaus Kappeler bestätigte ebenfalls, dass das Fahren mit Q´s kein Problem sei, vorausgesetzt man investiert die nötige Zeit in die Ausbildung. Quinto geht regelmäßig und ohne Probleme vor der Kutsche (s.o. Kutschfahrt). Da die Q-Linie von einem Warmbluthengst gegründet wurde, sollte man bei der Ausbildung ähnliche Maßstäbe wie bei Warmblütern anlegen. Dies wurde mir mir später aus verschiedenen Quellen bestätigt. Wobei ich seit meinen Erfahrungen mit Mandoline davon überzeugt bin, dass man bei keinem Pferd an der Ausbildung sparen sollte, es sei denn man ist zufrieden damit sich vom Pferd durchs Gelände tragen zu lassen.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten waren wir neugierig auf Quebec II, und so fuhren wir nach Staffelbach zu Sanja Leuenberger, mit der wir den Termin vereinbart hatten. Wie sich herausstellte, war Quebec II dennoch ein sehr sympathisches Pferd. Vom Typ her nicht ganz so fein wie Quinto, ist Quebec II ein sehr schöner Hengst, der über viel Ausstrahlung verfügt. Quebec II gefiel uns gut aber wir hatten uns bereits so in Quinto verknallt, dass er unseren Entschluss nicht mehr ins Wanken bringen konnte. .Sanja Leuenberger, die Besitzerin war sehr nett, so dass wir auch einige Informationen über künstliche Befruchtung bekamen. Von Quebec II kann man innerhalb der Schweiz Frischsperma beziehen.

Wir waren so begeistert von Quinto und seinen Nachkommen, dass wir schon auf der Heimreise davon überzeugt waren, dass Quinto genau der Hengst war nach dem wir gesucht hatten. Und so stand schon vor unserer Ankunft zu hause fest: Mandoline wird ihre Flitterwochen bei der Familie Kappeler in Reutigen verbringen!

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