Interview mit Hans Hediger zu seinem Hengst Houston

 

Wie wurden Sie auf Houston aufmerksam?

Ich war schon länger auf der Suche nach einem weiteren Deckhengst. Ein Kauf kam jedoch nie zustande. Als ich Houston in Glovelier sah, war ich sofort interessiert. Ich erfuhr, dass Houston noch zum Verkauf stand. Das konnte ich fast nicht glauben. Ich habe mich im Nachhinein gefragt, ob er vielleicht zu schön war. Houston hatte nicht viel Hengstausdruck. Er war sehr fein und hatte wenig Masse, obwohl er nur 5,08 % Fremdblut hat. Wir besiegelten den Kauf noch in Glovelier. 

 

Also kauften sie Houston noch vor dem Stationstest? (Körung)

Ja ich war total überzeugt von ihm. Zu Hause stellten wir fest, dass Houston und ich am gleichen Tag Geburtstag haben. Also sollte es wohl so sein. Es war Schicksal, dass erst der Kauf von Houston zustande kam. Als Houston zu uns kam, zeigte er sich überhaupt nicht dominant und hengstig. Janine Hofer hat ihn vom ersten Tag an geritten. Sie reitet ihn jeden Tag und nimmt auch regelmässig Dressurstunden. Wir haben schon einige Erfolge auf Turnieren gehabt. Auch da zeigt sich Houston total lieb und ruhig.

Finden Sie, dass bei den Hengsten genügend selektiert wird?

Wenn man pferdeecht selektiert, müsste man die Hengste schon im September ins Gestüt bringen. Die Hengste sollten ohne Angabe von Abstammung und Besitzer beurteilt werden. Man bekommt den Eindruck, die Besitzer werden selektiert und nicht die Hengste. Die Retourkutsche wird aber spätestens bei der Nachzucht kommen. Wir sind mit der Selektion gut vorangekommen, das hat sich geändert. Es gibt Ponyrassen, bei denen die Vorauswahl der Hengste, versuchsweise 10 ausgewählte Stuten deckt. Die Hengste werden getestet und die Nachzucht vor der endgültigen Körung beurteilt. Ganz so weit müssen wir ja nicht gehen. Eine Körung auf Lebenszeit ist aber unsinnig. Die Hengste sollte man zwischendurch wieder testen, aber unter gleichen Bedingungen für private und gestütseigene Hengste. Es meinen viele wenn man einen Sieger kauft, dann siegt man immer, aber es braucht Arbeit.

Kann man bei der Erhaltung bestimmter Linien Kompromisse machen?

Wenn man eine Linie erhalten möchte, muß man Linienzucht betreiben. Die D-Linie sollte man auch mit D-Stuten züchten. Es macht keinen Sinn diese Linien mit Hilfe von Fremdblut zu erhalten.

Wird bei den Stuten genügend selektiert?

Einer meiner Verdicain-Stuten war zweimal für die Finals in Dressur und Springen qualifiziert, dass wurde nicht eingetragen. Die Sportergebnisse spielen bei der Klassierung ins Stutbuch keine Rolle, was hat es also für einen züchterischen Wert eine Stute unbelegt zu lassen, damit man gute Sportergebnisse erzielt? Darum habe ich meine Stute nicht weiter im Sport eingesetzt. Ich habe noch kein Fohlen verkauft, weil meine Stute an den Finals teilgenommen hat.

 Was ist Ihnen in der Zucht von Freibergern wichtig?

Für mich soll es einen Freiberger bleiben und nicht in ein Warmblutpferd umgezüchtet werden. Der Freiberger muss ein Einsteigerpferd bleiben. Ich kann nur Pferde verkaufen die chic und klar im Kopf sind. Das Pferd muss auf Anhieb gefallen. Ich selektiere auch bei den 3-Jährigen noch mal.

Wenn wir etwas immer wieder mit einem Pferd geübt haben und es trotzdem immer wieder gefährlich wird, geht es zum Schlachter. Auch wenn ich ein Pferd nicht verkaufen kann oder es nichts taugt, geht es zum Schlachter. Ich kann dem Käufer sagen, dass das Pferd bestimmte Dinge nicht kann, wird das Pferd dann weiterverkauft, fällt das irgendwann doch auf mich zurück und dann heisst es, was verkauft der Hediger für Pferde. Bei mir ist seit 20 Jahren noch kein Pferd zurückgekommen.

Ich züchte Fohlen, die Fleisch haben. Dann kann ich es notfalls auch zum Schlachter geben. Eigentlich müsste man die Schlachtpreise wieder erhöhen, dann würde auch eine wirkliche Selektion stattfinden. Die Schlachtfohlenrettung verhindert die traditionelle Selektion. Allerdings ruft mein Schlachter mich an, wenn er ein wirklich gutes Fohlen zum Schlachten bekommt, dann kann ich es kaufen. Früher hat unsere Genossenschaft alle Absetzter aufgekauft und die Genossenschaft hat auch entschieden welche der aufgekauften Fohlen aufgezogen wurden und welche zum Schlachter gingen, das war Selektion.

Das Niveau des Freibergers ist so gut, weil früher 80% zur Schlachtbank gingen. Jetzt sind die Preise am Boden, es sollte wieder eine Selektion geben. Es sind zu viele Schlachtfohlen auf dem Markt, die nicht geschlachtet werden. Ich züchte auch Kaninchen da ist es einfacher, weil man weiß, was in vier Wochen was es gibt. 

Ist der Feldtest sinnvoll?

Ich habe noch kein Pferd verkauft, weil es gute Feldtestnoten hatte. Es muss etwas Spezielles haben. Im Oktober gehen die Fohlen auf die Fohlenweide und in einer Fuhre nehme ich die 3 Jährigen wieder zurück. Im November beginnt die Ausbildung. Wir reiten und fahren mit den Pferden bis zum Feldtest. Unsere Reitergruppe (Anmerkung: Freiberger Show-Gruppe IG Freiberger Aargau http://www.hedpau.ch/ig_freiberger_ag.htm ) trainiert einmal wöchentlich mit den Dreijährigen für unsere Vorführungen an Messen.

Die Reitergruppe dient der Förderung des Verkaufs der Pferde. Zu Beginn unserer Messebesuche konnten wir keine Pferde verkaufen. Viele Leute kamen an unseren Stand und gaben auch positive Rückmeldung ohne zu kaufen. Nach drei Jahren haben diese Leute plötzlich angefangen unsere Pferde zu kaufen. Sie sagten: „Wir haben uns das jetzt solange angeschaut und ihr kommt immer wieder mit der gleichen Qualität. Jetzt kaufen wir.“

Manche Leute geben dann zu Hause zu viel Kraftfutter, das ist für die Freiberger nicht geeignet. Es hat keinen Sinn wenn man 100 fährt, möchte aber eigentlich nur 50 fahren. Auch die Wirtschaftlichkeit muss berücksichtig werden. Man kann immer noch etwas zufüttern. Ich füttere seit zwei Jahren Maissilage zum Heu. Trotzdem ist es besser etwas weniger zu füttern als zuviel. Zuviel Futter während der Wachstumsphasen führt zu Schädigung an den Knochen und Gelenken.

Auch wechselnde Schwerpunkte in der Bewertung der Zucht, von Jahr zu Jahr tun dem Freiberger nicht gut. Im Verband ist keine Linie drin. Es muss eine Verlässlichkeit geben. Zur Zeit muss jeder für sich selber sorgen. Früher hat man mit jedem Pferd gearbeitet, weil es im Alltag gebraucht wurde. Das Wissen von Früher, wird verloren gehen. Auch die Züchter kommen nicht mehr von der Landwirtschaft, sondern man züchtet für den Freizeitgebrauch. 

Wie kamen Sie zu den Pferden?

Wir hatten immer Pferde. Meine Eltern hatten Arbeitspferde. Meine Schwester nahm schon 1952 mit den Freibergern an Springturnieren teil. Freiberger, die im Sport gehen, gab es schon immer und ist keine neue Erfindung. Ich war in der berittenen Armee.

Was sagen Sie zur möglichen Schliessung des Nationalgestütes?

Ich finde es traurig, dass die Schweiz kein Nationalgestüt erhalten kann.

Interview mit Hans Hediger

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