Eric Renaud und FM Stute Malice (Legato/ Malaisie

Freiberger – pourquoi pas

(Freiberger – warum nicht)

Malice und Eric Renaud, der Weg zur Weltmeisterschaft

Im Jahr 2008 gewann Eric Renaud mit Malice (Malaisie/Legato), bei der Einspänner Weltmeisterschaft in Jarantow (Polen) beim Hindernisfahren die Goldmedalie. In der Teamwertung gewann das Schweizer Team (Eric Renaud, René Rahm, Michael Barbey)die Broncemedaile. Leo Risch, Fahrer des Nationalgestütes in Avenches nahm ebenfalls sehr erfolgreich mit Lasting an dieser WM teil. Freiberger im internationalen Fahrsport pourquoi pas. Wieviel Talent und Charakter und wie viel Engagement, Arbeit, Training und Nervenstärke steckt dahinter?„On doit partir avec le sourire et rentrer avec le sourire.”, sagt Eric Renaud.

Eric Renaud ging ohne große Erwartungen an die WM, er wollte einfach eine gute Erfahrung machen und hoffte darauf, dass seine Freibergerstute Malice Spaß an der Sache hätte. Sie kamen Sonntags an, Donnerstags der kommenden Woche war die erste Prüfung. Malice wusste das sie an einer besonderen Prüfung teilnahm. Schnell war klar, dass alles stimmt und das Malice bereit war auf dem fremden Platz alles zu geben. Dann kam zum Schluß das Hütchenfahren. Die anderen Fahrer dess schweizer Teams waren bereits gestartet, als Malice an der Reihe war. Die Schweiz mit deutschen Team gleich auf. Um den dritten Platz in der Teamwertung zu holen musste Eric Renaud noch eins draufsetzen. Er wartete auf Malices Reaktion beim Einfahren in den Parcours. Erst dann wollte er entscheiden, ob er auf Sicherheit oder auf Risiko fahren würde. Das Gefühl stimmte und die beiden legten los. An einer Stelle im Parcours hatte Eric Renaud Blickkontakt mit seinen Fahrtrainer Beat Schenk. Der machte Luftsprünge, da wusste Eric Renaud, dass er noch im Rennen war und gab Vollgas. Sein Trainer machte immer noch Luftsprünge und Malice, voll bei der Sache, gab alles. Als er aus dem Parcours kam, liefen alle auf ihn zu und es gab einen riesigen Jubel. Erst auf der Fahrt nach Hause wurde ihm klar, was er geschafft hat. Einen Sieg in Hinternisfahren und der dritte Platz in der Teamwertung. Zu Hause angekommen richtete seine Gemeinde einen Empfang für ihn und sein Team aus. Eric Renaud und Malice wurden auch vom Freibergerzuchtverband für besondere Leistungen geehrt.

Malice und Lasting und ihr Vollbruder der Zuchthengst Laura sind Nachkommen des Freibergerhengstes Legato. Dieser ist ebenfalls Vater des Zuchthengstes Lexter. (Alle drei Hengste sind im Besitz des Nationalgestütes). Die Zuchtstute Malaisie (Qui-Sait-Rivarol) ist uns schon vor einiger Zeit aufgefallen, da sie Mutter von vielen erfolgreichen Freibergern ist. Neben der im Sport erfolgreichen Malice und dem anerkannten Zuchthengst Laura sind zwei ihrer Töchter Hengstmütter. Mazurka als Mutter von des Hengstes Vitali und Mimi als Mutter von Halloween. Helloween ist in sofern interessant als sich in ihm zwei erfolgreiche Stutenlinien vereinen. Über Havane führt Helloween nämlich auch das Blut der erfolreichen Stutenlinie der Familie Monin Colline, Carine, Cometè, Cajoline.

Bei unseren Recherchen über erfolgreiche Zuchtfamilien wurden wir auch vom Nationalgestüt auf Malaisie und ihrer Nachkommen aufmerksam gemacht. Ein Besuch bei den Besitzern der Stute Malice, der Familie Renaud, war für uns daher eine grosse Freude.

Der Hof der Familie Renaud liegt am Anfang des Val des Travers, nahe beim Neuenburgersee, auf einem kleinen Plateau. Das Plateau ist gerade gross genug für den Hof und eine Führmaschine für die Pferde. Die Weiden und Wege rund um den Hof liegen an einem Hang. Es gibt keinen Reit- bzw. Fahrplatz und auch keine Reithalle. Neben den Pferdeställen stehen zwei Trainingswagen und ein grosser Pferdetransporter.

Als wir von der Familie Renaud ins Haus gebeten wurden, wird die Leidenschaft der Familie, für die Pferde und den Sport augenscheinlich. Im Wohnzimmer sind alle Medalien, Fotos und Auszeichnungen von Malice zu sehen. Die Entscheidung für den Sport wird von der ganzen Familie gelebt und getragen. An den Wochenenden ist die Familie viel unterwegs, 50.000 km fährt Eric Renaud pro Jahr zu den Turnieren. Seine Frau Corinne ist als Groom ein wichtiger Teil des Teams. Zweimal am Tag trainiert Eric Renaud mit seinen Pferden. Jeweils nach dem Mittag und am Abend. Eric Renaud bezeichnet sich selber als ehrgeizig, er ist ein Perfektionist. Er war früherer selber aktiver Sportler (Marathonläufer), daher kennt er sich mit Trainingsmethoden aus. Ein Pulsmesser für das Pferd darf beim Training nicht fehlen. Er beobachtet den Trainingszustand ständig, um optimal auf die Turniere vorbereitet zu sein. Dazu gehören gute Bemuskelung und Kondition.

Im Training achtet er auch auf das Gewicht der Pferde, sie werden daher regelmäßig gewogen. Sein besonderes Augenmerk gilt der Fütterung. Eric Renaud füttert die Pferde immer selber, so hat er steten Kontakt und kann erkennen, wie es den Pferden geht. Für ihn ist es ein Fehler jedes Pferd im Stall gleich zu füttern. Bei ihm wird das Futter dem Pferd und der Leistung angepasst.

Das Engagement für den Sport ist nur möglich, weil der Bauernhof der Familie Renaud gemeinsam mit einer anderen Familie betrieben wird.

Die Pferde sind bei der Familie Renaud Familienmitglieder. Mit Malice haben zwei seiner Kinder das Fahrbrevet bestanden. Malice ist das Pferd seines Lebens, sagt er. Sie überzeugt auch im täglichen Umgang. Wenn Eric Renaud sich mit einem anderen Pferd beschäftig, ist sie beleidigt. Als wir Malice im Stall besuchen durften, fiel uns auf, dass sie sehr auf die Stimme ihres Besitzers hört. Es scheint als verstünde sie jedes Wort.

„Die Leidenschaft für die Pferde haben mir meine Eltern weitergegeben“, sagt uns Eric Renaud. Durch seinen Vater, der in der Cavallerie war, kam der Weltmeister zu den Pferden. Sein Vater brachte ihm das Handwerk und die reiterlichen Grundlagen bei. Das Warmblut des Vaters war ein guter Lehrmeister und wurde 35 Jahre alt. Zu einem ausgeglichenen Training, gehört für den erfahrenen Pferdemenschen auch das Reiten. Das übernimmt Eric Renaud selber. Dabei erwähnt er, dass er die Pferde dressurmässig weiterbildet und mit seinen Turnierpferden regelmäßig Dressurstunden besucht. Das professionelle Fahren erlernte er erst mit Malice zusammen.

Eric Renaud sah Malice als Absetzer in der Fohlenherde bei der Züchterfamilie Frossard. Er kannte Malices Mutter Malaisie. Als das Fohlen Malice direkt auf ihn zukam, war er sofort begeistert von ihr. Er bat die Familie Frossard ihn als Ersten zu benachrichtigen, falls Malice einmal verkauft werden sollte. Die Familie Frossard hielt ihr Versprechen und er bekam den willkommenen Anruf als Malice 3 Jahre alt war.

Mit Malice zusammen gewann er den Feldtest und absolvierte das Fahrbrevet. Während der Arbeit mit Malice stellt er schnell fest, dass ihre Charaktere gut zusammenpassten. Es machte Eric Renaud Spaß mit Malice zu arbeiten. „Die Ausbildung ist ein wichtiger Teil des Erfolgs. Es sollte von Grund auf gut gearbeitet werden. Die Erziehung sollte konstant und konsequent sein. Bevor ein Lernschritt nicht sitzt, erfolgt kein Neuer.“ Eric Renaud bleibt so lange an einer Ausbildungsstufe bis sie vom Pferd bewältigt wurde.

FM Stute Malice (Legato/ Malaisie) mit Eric Renaud, jument FM Malice (Legato/ Malaisie)avec Eric Renaud

Aus seiner Sicht machen Manche den Fehler, viel zu früh weiterzugehen. Ist das Pferd in einer Stufe sicher, besteht dort gegenseitiges Vertrauen. So wächst die Beziehung zum Pferd. Zu Malice hatte er schnell eine Beziehung. Malice suchte von sich aus diese Beziehung, wollte für ihn arbeiten und bot sich an. Sie war nie schwierig und rebellierte auch nicht.

Malices Lern- und Leistungsbereitschaft machte es möglich innerhalb von drei Jahren gemeinsam die Leistungsklassen L, M und S zu bestehen. Bereits beim ersten gemeinsamen Turnier errangen sie auf Anhieb den 5. Platz. Dies bestätigte, dass sie zu mehr bereit waren. Er fuhr weiter Turniere, konnte an den Schweizer Meisterschaften Bronze, Silber gewinnen. Danach entscheidet sich die Familie auch an internationalen Turnieren zu starten.

Durch die Erfolge wurde der Schweizer Sportverband auf Eric Renaud und Malice aufmerksam. Als er auf Platz 2 der erfolgreichsten Schweizer Fahrer war, wurde er zu den Weltmeisterschaften eingeladen. Zur Vorbereitung übte er jeden Tag. Er baute Malice konditionell und muskulär auf und passte die Fütterung der Leistung an. Auch das Reittraining wurde angepasst. Die Aufgaben für das Dressurfahren erarbeiten sich Eric Ranaud und Malice auch reiterlich. „Das ich so weit kam, war auch Malices Verdienst. Ich war kein Profifahrer“, sagt Eric Renaud. Je mehr sie ihre Fähigkeiten zeigte, desto weiter konnte auch er sich selber entwickeln. Wenn er auf Turniere geht, weiß sie einfach worum es geht und hilft im Parcours immer mit. Sie denkt mit, kann Situationen und Bodenbeschaffenheiten gut einschätzen.Zu einem Erfolg im internationalen Fahrsport gehört ein gut funktionierendes Team. Auch wenn er als Fahrer besonderes Interesse entgegengebracht bekommt, ist keiner im Team unwichtiger als er, sagt Eric Renaud.

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