"Der Schreibende er-laubt sich als Schweizer dieses Unterkapitel mit dem Beispiel des Freibergersaus seiner Heimat zu beginnen, der meist als Kaltblut gilt. (Dasselbe gilt fürandere Rassen, wie etwa den Friesen.) Im Jahre 2008 wurde der „Eidgenössi-sche Verband des reinrassigen Freibergerpferdes“ gegründet. Die „alte Rasse“des Freibergerpferdes soll damit erhalten und gefördert werden. Wie alt ist die-se Rasse? Man beruft sich auf einen Zustand zwischen circa 1920 und 1950.Damals war „der Freiberger“ eher ein Kaltblut-Wirtschaftsspferd, entstandendurch Einkreuzungen von Percheron, Belgier und anderen Rassen in den altenSchlag des leichteren Jura-Pferdes zur Verwendung in der Artillerie und derLandwirtschaft vor der allgemeinen Motorisierung. Die Monographie über die-se Rasse durch den ehemaligen Leiter des einzigen schweizerischen Nationalge-stüts in Avenches zeigt allerdings eine viel kompliziertere Geschichte (Poncet2009). Die Vertreter dieser Rasse waren vorher und nachher eher warmblütigeTiere. Damit ist an einem Beispiel veranschaulicht, dass die Zuordnung zu ei-ner Gattung zeit- und definitionsabhängig ist." (S 5 Fahrpferde Europas, Von der Antike bis Heute, Andres Furger, Stand 15. 5. 2015, Alle Rechte vorbehalten by Andres Furger, 9 rue verte, F-68480 Oltingue)

"Die Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf wurde im Jahre 1895 gegründet, als erste, die ausschliesslich die Zucht des schweren Arbeitspferdes zum Ziele hatte, da die Versuche des Bundes, Reitpferde zu züchten, den Bauern nur Misserfolge und Enttäuschungen verursachten. Die Zucht eines kaltblütigen Schlages bietet entschieden viele bedeutenden Vorteile gegenüber von edlen Pferden" (Die Geschichte des schweizerischen Zugpferdes mit besonderer Berücksichtigung des Stammesaufbaues des Burgdorferscnlages, Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zur Erlangung der Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften, genehmigte Nr. 457 PROMOTIONSARBEIT vorgelegt von HANS RITTMEYER ing. agr. aus St. Gallen S. 95)

"Deshalb bedarf die Landwirtschaft für ihre Maschinen, für Markt- und andere Fahrten ein gewandtes, gängiges und tiefgebautes Pferd."

"...Grundbedingend für die Erstrebung eines solchen Zieles ist das unentwegte Festhalten an der einen für die schweizerische Landwirtschaft unzweideutig gegebenen Zuchtrichtung, wie sie auch im Regulativ zum eidgenössischen Stammbuch für das Zugpferd, welches das Jura- (Freiberger) und Ardennerpferd umfasst, klar umschieben ist....Durch Paarung einheimischer Stuten mit Ardennerhengsten erhalten wir Produkte, die den Anforderungen, welche unser heutiges Zuchtziel an ein erstklassiges Pferd stellt, in jeder Beziehung entsprechen. Die Zuchtrichtung der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf, deren Hauptbesteben stets dahin gerichtet war, das Jurapferd zu verbessern und zu verstärken, bewegt sich heute ganz in den Bahnen der schweren Freibergerzucht, die, wie wir später sehen werden, ungeahnt stark mit Ardennerblut durchsetzt ist." 

Ardenner

Februar 2008 Nach der Schweizerischen Landesaustellung in Bern, 1914, veranlasste die bernische Landwirtschaftsdirektion eine Prüfung der Pferdezuchtgenossenschaften von Bern und der benachbarten Kantone. Es wurde die Errichtung eines Stammzuchtbuches beschlossen. Damit wollte man die Grundlage für eine planvolle Zucht schaffen. Mit Hilfe das Zuchtbuches sollten die dafür erforderlichen Informationen erfasst werden. Nur 2 im Jura gezüchtete Hengste erfüllten die Anforderungen für die Aufnahme im Stammbuch (Vaillant und Marquis). Darum nahm man ausser diesen beiden verschiedene importierte Hengste auf. Darunter die Ardennerhengste Boy, Daniel, Darwin, Figaro, Peter, Brandis und Cuno. Die Entwicklung der auf Ardennerblut gegründeten Linien blíeb weit unter den Erwartungen zurück. Das eine so große Zahl Ardenner aufgenommen wurde verdeutlicht die Absicht den Freiberger in einen schwereren Schlag umzuzüchten

Die Geschichte des schweizerischen Zugpferdes

Die Geschichte des schweizerischen Zugpferdes mit besonderer Berücksichtigung des Stammesaufbaues des Burgdorferscnlages, Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zur Erlangung der Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften, genehmigte Nr. 457 PROMOTIONSARBEIT vorgelegt von HANS RITTMEYER ing. agr. aus St. Gallen
 

"Die Zucht eines kalblütigen Schlages bietet entschieden viele bedeutende Vorteile gegenüber derjenigen von edeln Pferden. Sie verspricht eher Aussicht auf wirtschaftlichen Nutzen und Erfolg, indem das Risiko und die Aufzuchtkosten weit geringer sind. Dies waren die Erwägungen, von denen sich die neu gegründete Genossenschaft (Anmerkung: Burgdorf) leiten liess, und da das passende Zuchtmaterial in der Schweiz nicht gefunden werden konnte, hielt sie Umschau im Auslande. Anfänglich versuchten die Burgdorfer ihr Heil mit Hengsten allerschwersten Kalibers, wie Rheinländern und Brabantern. Als diese sich in der Schweiz aber nicht bewährten, wurde der dem Jurapferde stammesverwandte, mittelschwere Ardenner gewählt und versucht, einerseits durch Paarung mit importierten belgischen Stuten diesen Pferdeschlag in Reinzucht fortzupflanzen und andererseits eine Verbesserung und Verstärkung des Freibergers zu erreichen. 

Im Gründungsjahre wurde der erste Ankauf von zwei zweijährigen Hengsten, "Bär und Brabant" in Rheinpreussen gemacht. "Die rheinische Pferdezucht lehnt sich im Zuchtziel ganz an die belgische an und bietet ein geschlossenes gleichartiges Bild, so dass es dem Laien heute schwer fallen wird, den Rheinischen Belgier vom Original-Belgier zu unterscheiden." (Grossenbacher: Das belgische Pferd und seine Bedeutung für uns, Schweiz. Archiv für Tierheilkunde, IV Bd. Zürich 1913, pag. 78) In verhältnismässig kurzer Zeit hatte diese Provinz mit der Züchtung schwerer Pferde einen durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen, weshalb die Genossenschaft die grössten Hoffnungen auf die beiden Beschäler setzte. Doch sie sahen sich in ihren Erwartungen getäuscht. "Brabant" ging bald an Milzbrand zugrunde, und "Bär" musste wegen seiner schlechten Hufe zurückgegeben werden. Überhaupt hatten die Burgdorfer anfänglich mit den grössten Schwierigkeiten zu kämpfen. Es verstrichen mehrere Jahre, bis ihre Hengste von den Behörden anerkannt wurden, die mit unerschütterlicher Beharrlichkeit das von ihnen gesteckte Ziel zu erreichen trachteten. Besonder der Abteilungschef des eigenössischen landwirtschaftlichen Departements, Müller und Oberst Vigier in Thun, verurteilten auf schärfste das eigenmächtige Vorgehen der Pferdezucht Burgdorf, die das vom Bunde importierte Zuchtmaterial verschmähte. 1896 kam der zweite Ankauf zustande. Die Tiere, zwei Hengst und zwei Stuten, ebenfalls aus Rheipreussen importiert, wurden an die Landesaustellung nach Genf gebracht, wo man ihnen aber ziemlich misstrauisch begegnete. Im Ausstellungsberichte wurden sie für die Feldarbeit als zu schwerfällig taxiert und nur als tauglich erachtet für den schweren Zug auf ebenen guten Strassen oder in grossen Städten.

Erst die Importe von mittelschweren Ardennern brachte die Burgdorfer auf die richtige Bahn. Die Erfahrungen, die man mit diesen machte, liess die Vorurteile bald verstummen. Sie befriedigten die Züchter vollauf, und die Nachfrage nahm ständig zu. Von allen Seiten wurde der Bund bedrängt und aufgefordert, den Ankauf von Arbeitspferden in das Programm aufzunehmen. Den zahlreichen Begehren und Bittgesuchen konnte die Eidegenossenschaft nicht länger widerstehen, und 1897 wurde, wenn auch ungern, dem Verlangen der Bauern Rechnung getragen. Man importierte knochenstärkere Hengste wie Hackneys, Shires und Percherons, alles Vertreter von Rassen ohne Verwandtschaft mit unseren Pferden, weshalb auch wenig erfreuliche Produkte erzeugt wurden. Gegenüber den Ardennern besassen die Behörden eine Abneigung; denn diese wurden erstmals von der neugegründeten Genossenschaft eingeführt, die den Bund zur Aufgabe seines Zuchtzieles veranlasste...

...Mit dem Importe der Ardenner haben sie den richtigen Griff getan. Der Absatz der Produkte war ein schlanker. Die Abkömmlinge erfreuten sich bei der den Züchtern des Oberaargaus und Unter-Emmentals großer Beliebtheit. Man rühmte den Ardenner, wie auch ihre Kreuzungsprodukte, neben der Eignung als vorzügliche Lasttiere, die Frühreife, Genügsamkeit und gute Futterverwertung nach. Ebenso schätzt man sie ihres gutmütigen Temperamentes sowie des ausgiebigen Ganges wegen. Obwohl die jurassischen Züchter heute nicht besonders gut auf den Ardenner zu sprechen sind und hauptsächlich die groben Köpfe der Produkte tadeln, darf doch nicht vergessen werden, dass die mit vielen Fehlern behaftete Freibergerzucht die Behebung ihrer Mängel zum grossen Teil diesen Ardennern verdankt. Die schmalen spitzen Glieder und die schlechten Hufe verschwanden, und Fundament und Knochenstärke zeichnen die gefallenen Fohlen aus."

Die Zuchtrichtung der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf, deren Hauptbestrebung stets dahin gerichtet war, das Jurapferd zu verbessern un dzu verstärken, bewegt sich heute ganz in den Bahnen der schweren Freibergerzucht, die wie wir später sehen werden, ungeahnt stark mit Ardennerblut durchsetzt ist. 

 

Die Burgdorfer importierten ganze sieben Beschäler, die als Begründer der Ardennerzucht in der Schweiz betrachtet werden. Es sind dies die Hengste Daniel, David, Darwin, Figaro, Peter, Brandis und Cuno, die teils mit Ardennerstuten, teils mit einheimischem Materiale gepaart, eine ansehnliche Zahl schön und kräftig gebauter Nachkommen hinterlassen haben. Die Betrachtung der einzelnen Familien führt uns den gewaltigen Einfluss vor Augen, den die Ardenner nicht nur auf die bernische, sondern auch auf die Pferdezucht des ganzen Schweizerlandes auszuüben vermochten.

 

 

Links

Pfalz-Ardenner online Artikel der Zeitung Pegasus-FS Wikipedia die Beschreibung des Ardenners im Wikipedia

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