Interview mit Gert & Hardy Reinink

von Tanja Kernen & Barbara Heim am 2. Oktober 2015

Mandoline: Was ist für Sie das Besondere am Freiberger?

Gert Reinink: Für mich ist Kern der Charakter. Das gilt grundsätzlich für jedes Freizeitpferd, aber insbesondere für den Freiberger.

Mandoline: Und was macht der Charakter des Freibergers aus?

Gert Reinink: Dass ich vieles ohne grosse Komplikationen mit ihm machen kann. Dass er unkompliziert ist in der Ausbildung.

Mandoline: Wann hatten Sie ihren ersten Freiberger?

Gert Reinink: Larson habe ich mit drei Jahren, nach Glovelier gekauft. Larson ist in Glovelier, in der ersten Runde rausgeflogen. Ich habe bei den Richtern nachgefragt weshalb. Die sagten Larson hätte zu viel Weiss, da gab es noch die Weiß-Regelung. Ich habe Larson schon früher beim Züchter entdeckt, der wollte ihn mir damals aber nicht verkaufen, weil er mit ihm nach Glovelier wollte.

Mandoline: Wann haben Sie ihr erstes Freibergerfohlen gezogen?

Gert Reinink: 2009 kamen die ersten Freibergerfohlen. Vorher habe ich Haflinger gezüchtet.

Mandoline: Haben Sie ihr erstes Fohlen behalten?

Gert Reinink: Ja ich habe beide Fohlen behalten.

Mandoline: Haben Sie sie immer noch?

Gert Reinink: Nein, die haben wir 4 Jährig verkauft. Ich wollte wissen wie sie sich entwickelt und wollte sehen, was aus ihnen wird. Meine Priorität ist es nicht Fohlen zu verkaufen. Wenn es passt verkaufe ich sie und wenn es nicht passt, dann bleiben sie. Ich habe gerne junge Pferde, dann sehe ich die Entwicklung.

Mandoline: Verkaufen Sie dann öfter und lieber an Privatleute oder an Züchter?

Gert Reinink: Die Nachfrage nach Zuchtpferden macht weniger als 2% aus.

Mandoline: Wie viele Freiberger haben Sie im Moment insgesamt?

Gert Reinink: Wir haben im Moment 6 Freiberger. Ich habe noch 2 weitere gekauft, die sind aber noch nicht hier.

Mandoline: Warum ist es richtig in Deutschland Freiberger zu züchten?

Gert Reinink: Weil ich sehe, dass das der Markt das hergibt.

Mandoline: Was macht für Sie die perfekte Zuchtstute aus und welche Merkmale davon möchten Sie in der Zucht auch weitergeben?

Gert Reinink: In erster Linie natürlich der Charakter. Danach gleich die Korrektheit und dann der Bewegungsablauf. Und sie sollte aus einer guten Zuchtlinie kommen.

Mandoline: Haben Sie Erfahrung mit künstlicher Befruchtung beim Freiberger?

Gert Reinink: Ich habe eine der Larsontöchter mit Nepal besamt, das hat super geklappt. Doreen habe ich mit Erode dreimal besamt die hat nicht getragen. Das kann natürlich verschiedene Ursachen haben. Ich bin eher ein Freund von Natursprung.

Mandoline: Mit welchen Hengsten haben Sie schon gezüchtet?

Gert Reinink: Larson, Natural, Erode und Nepal.

Mandoline: Bevorzugen Sie bestimmte Linien?

Gert Reinink: Wenn man die Hengste im Umkreis hat, weiss man ja wie sie sich vererben. Bei Erode habe ich mir gezielt angeschaut, wie er bei der Körung war, seine Eigenleistungen, die Leistungsprüfung, welche Sportprüfungen er gemacht hat und wie seine Nachkommen eingestuft sind. Ich habe mich im Internet schlau gemacht, aber auch mit vielen Leuten gesprochen. Erode ist aus dem Jura weggegangen, weil die Fohlen zwar gute Fohlen waren, aber nicht solche Blender. Die Eigenschaften wie Charakter, Umgänglichkeit und Leistungsbereitschaft, die ich von einem Freiberger erwarte, haben die Nachkommen von Erode. Das sind für mich perfekte Freiberger. 75% seiner Nachkommen sind in die Kategorien A oder B eingestuft.

Mandoline: Lassen Sie Ihre Nachzucht ins regionale Stammbuch eintragen oder nehmen Sie an der Fohlenschau bzw. Feldtestes des Fördervereins mit Schweizer Richtern teil?

Gert Reinink: Ich bin ganz klar für eine Zusammenarbeit mit der Schweiz. Zweifellos müssen wir alle Vorgaben umsetzen. Aber ich wehre mich dagegen, unsere Zuchtprodukte ausschließlich von ausländischen Richtern beurteilen zu lassen, weil ich glaube, dass wir genauso gut in der Lage sind ein Pferd zu beurteilen. Weil ein Pferd ein Pferd ist, völlig egal ob ich ein Minishetty, ein Shire Horse oder einen Freiberger habe. Es gelten die gleichen Kriterien. Über die Typausprägung, was für ein Typ man züchten will, darüber muss man sich unterhalten. Aber alles andere können wir auch selber beurteilen. Für mich ist die Beurteilung durch vom Förderverein organisierte Veranstaltungen auch räumlich gar nicht machbar, da diese Veranstaltungen meist in Süddeutschland stattfinden. Wenn es in der Nähe wäre, könnte ich es mir vorstellen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Schweiz kann ich mir gut vorstellen. Wenn es denn passt!

Mandoline: Ihre Nachzucht hat ja keinen Schweizer Feldtest, macht Ihnen das bezüglich Ihrer weiteren Zucht keine Kopfschmerzen?

Gert Reinink: Wir sind konsequent genug, um beurteilen zu können, ob ein Pferd für die Zucht geeignet ist. Ich würde nie ein Pferd für die Zucht einsetzten, das nicht mindestens zu drei Vierteln meinen Vorstellungen entspricht. Wir arbeiten unsere Pferde selber und haben nun schon viele Jahre Erfahrung in der Ausbildung von jungen Pferden. Wir haben fast ausschliesslich mit jungen Pferden gearbeitet, so dass ich schon ganz gut einschätzen kann, ob etwas Sinn macht oder nicht. Der Feldtest ist ein Kriterium und wenn man auf einen Nenner kommen würde, würde ich auch daran teilnehmen. Es ist ja nicht so, als ob sich unsere Pferde nicht beweisen müssten, als ob sie gar nicht geprüft werden. Wenn ich die Staatsprämie haben möchte, muss ich auch einen Feldtest absolvieren. Mir ist es wichtig, dass unsere Kunden auch noch nach Jahren zufrieden sind. Auf eine Bedeckung oder einen Verkauf mehr oder weniger kommt es für mich nicht an. Im Zweifel tätige ich ein Geschäft nicht. Es erfüllt mich dann mit einem gewissen Stolz, wenn die Pferde aus unserer Zucht oder auch aus unserem Bestand gekommen sind. Für mich ist der Freiberger insofern ein Geschäft, als dass die Pferde ihre Kosten selber verdienen müssen. Einen neuen Anhänger oder neue Kutschen müssen meine Pferde erwirtschaften. Meine Arbeitszeit rechne ich da nicht mit ein, weil es mein Hobby ist. Das ist der Grund warum ich auch Pferde verkaufe und aufziehe.

Mandoline: Würden Sie gerne Ihre Pferde auch in der Schweiz vorstellen?

Gert Reinink: Ja, ich kann unsere Pferde überall zeigen. Ich würde allerdings keinen Hengst zur Körung bringen. Das ist dasselbe, als wenn ich mit einem Haflingerhengst nach Ebbs zur Körung fahre. Ich habe das in den letzten Jahren verfolgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Hengst angekört wird ist gering. Es ist verständlich, dass man versucht das Umfeld zu schützen. Nach der Devise, wenn jemand einen Hengst haben will, soll er einen kaufen. Mir ist es egal ob das Körurteil von einem Deutschen, Franzosen oder von einem Schweizer gefällt wird. Ich muss nachvollziehen können, ob das Verhältnis zwischen Gut und Böse bei einem Pferd stimmt. Als Zuschauer hat man immer nur einen kleinen Einblick, die Kommission hat sicherlich einen tieferen. Aber es hat natürlich immer auch mit dem persönlichen Geschmack zu tun, ob man ein sportliches oder ein bodenständigeres Pferd bevorzugt. Das kann man auch als Mitglied der Kommission nicht ganz ablegen. Ich bin wahrscheinlich zurückhaltender wenn jemand mit einem hypermodernen Typ kommt, da ich selber den bodenständigen bevorzuge. Deswegen glaube ich, man müsste schon einen Überflieger haben, so dass sie gar nicht anders können als ihn anzukören. Wenn man so im Mittelfeld mit schwimmt wird es schwierig. Ich meine das nicht abwertend, aber ganz ehrlich gesagt, ist mir der Aufwand viel zu gross. Irgendwo muss man sich Grenzen setzen und abwägen, was man sinnvoll investiert und was nur dazu dienen würde, sein eigenes Ego zufriedenzustellen.

Mandoline: Ist es eine Chance in Deutschland unabhängig von der Schweiz Hengste zu Kören?

Gert Reinink: Das ist schon so. Wir sind froh, dass Harrison gekört ist, die Leute die zur Körung kommen, wollen ja auch wissen wo es hingeht mit der Zucht in Deutschland. Es hilft den Leuten bei der Orientierung.

Hardy Reinink: Ich finde es wichtig, dass der Zuchtverband eine Linie fährt. Wir haben das auch schon in der Haflingerzucht erlebt. In einen Jahr steht ein schweres grosses Pferd auf dem vordersten Platz, im nächsten Jahr ein ganz feines, sportliches. Ich muss ja nicht nur züchten, was die Kommission will. Ich muss auch züchten, was mir gefällt. Wenn ich an Schauen teilnehme, will ich auch gerne vorne mit dabei sein. Man kann nicht in einem Jahr hochmoderne Stuten nach vorne stellen und bei den Hengsten im selben Jahr die stämmigeren. Man hat ja ungefähr drei Jahre, bis man sein Zuchtprodukt abschliessend beurteilen kann und darum ist es wichtig, dass die Beurteilung durch den Zuchtverband konstant bleibt.

Gert Reinink: Wir haben immer versucht unseren eigenen Stil beizubehalten. Letztlich muss ich Spass an meinen Pferden haben, das ist schliesslich mein Hobby. Wir haben mal von einem Züchter drei Haflingerhengstfohlen gekauft. Ein Siegerhengst war dabei. Als zum ersten Mal der Hufschmied da war, haben wir mit drei Männern geholfen. Wir waren schweissgebadet, das Fohlen war schweissgebadet. Am Ende lag das Fohlen auf der Erde und es hat noch gezielt getreten. Dann haben wir die Entscheidung gefällt, dass das Fohlen weg muss. Ich ärgere mich heute noch, dass ich da nicht gleich gesagt habe der muss zum Schlachter. Ich will Spass mit meinen Pferden haben. Ich will mir doch nicht alle Knochen brechen. Das ist auch bei den Freibergern so. Ich will nicht alle demoralisieren, aber es gab ein Pferd, das über die Schlachtfohlenrettung nach Deutschland gekommen ist. Es hat dann anschliessend in einem Stall gestanden, wo nichts mit den Pferden gemacht wurde. Die ist jetzt 5, 6 oder 7 jährig. Da kann man nichts mit ihr machen. Ich habe der Besitzerin beim letzten Mal gesagt, diese Stute brauchst du mir zum Decken nicht wiederbringen. Ich will meine Gesundheit und die meines Hengstes nicht aus Spiel setzen. Mich ärgern die Leute, die meinen sie kriegen für 2.500 Fr einen guten Freiberger. Wenn bei mir Leute anrufen, frage ich: „Was meinen sie denn, was so ein Pferd kostet? Wenn die Leute ihren Preis nennen antworte ich: „Solche Pferde habe ich nicht“ und dann beende ich das Gespräch. Es hat gar keinen Sinn mit diesen Leuten weiter zu diskutieren. Am besten spart man sich die Arbeit und den Ärger mit solchen Menschen. Das war mit ein Grund weshalb ich mit Haflingern aufgehört habe. Ich hatte einen Reservesieger. Er konnte wegen 1,5% Fremdblut nicht verkauft werden. Ein ganz tolles Pferd. Vom Äusseren, von den Bewegungen her passte alles. Er hat bloss einmal gedeckt und dann haben wir ihn kastrieren lassen. Wir haben ihn eingeritten und eingefahren. Dann war in der Zeitung ein Inserat: „Suchen lieben Haflinger“. Ich habe mich auf das Inserat gemeldet. Als ich der Dame sagte ich wolle 2000 Euro hat sie mich fertig gemacht. Ihr Bekannter wäre Pferdewirt und hätte ihr gesagt für 1000 Euro könne man einen bekommen. Ich habe ihr geantwortet: „Gute Frau, bringen sie mir die für 1000, aber nur die Guten, ich nehme die“. Ab dem Moment war Schluss, das wollte ich mir nicht mehr antun. Darum habe ich mit den Haflingern aufgehört.

Mandoline: Ist die Vermarktung der Schlachtfohlen für Sie als Züchter eine Gefahr?

Gert Reinink: Ich sehe das nicht als Gefahr für meine Zucht, sondern als Gefahr für alle. Langfristig könnte das, das Image des Freibergers beschädigen. Für die Schlachtfohlen selber ist es auch eine. Einem Pferd ein Leben zu retten ist das Eine. Aber ich muss mich auch jeden Tag mit dem Pferd beschäftigen. Wenn das nicht gewährleistet ist, tue ich dem Pferd nicht nur keinen Gefallen, ich erweise ihm einen ganz schlechten Dienst. Bei uns ist Pferdefleisch nicht etabliert. Darf ich sagen, dass ich auch Pferdefleisch esse, wenn ich in der Schweiz bin?

Mandoline: Ein Lebewesen ist auch immer ein Produkt der Umwelt, in der es aufwächst. Können und sollen wir die Aufzuchtbedingungen der Schweiz in Deutschland reproduzieren? Was macht die Aufzucht der Freiberger für Sie aus?

Gert Reinink: Für mich ist es wichtig, dass ich Kontakt zu meinen Pferden habe. Die ersten Jahre habe ich an keiner Wiese eine Tränke gehabt. Ich musste immer Wasser schleppen. Ich habe geflucht! Aber mir war es vor allem bei den jungen Hengsten wichtig, dass ich den Kontakt behalte. Ich könnte sie von hier aus leicht nach Ostfriesland auf die Fohlenweide bringen. Das kostet 180 Euro für 6 Monate. Mit einmal Hufschmied und einmal Entwurmen inbegriffen. Aber das will ich nicht, weil ich die Pferde halbwild zurückbekomme. Ich will Kontakt zu meinen Pferden behalten. Weil alles das, was ich in der Aufzucht mehr investiere sich später bei der Ausbildung rentiert. Wenn ich die Pferde auf die Weide bringe, muss ich jedes einzeln über die Straße bringen. Wenn ein Auto kommt, muss ich anhalten. Das kennen meine Pferde. Diese Mehrarbeit bekomme ich bei der Ausbildung wieder zurück. Das Pferd weiss schon genau was ich möchte, und ich weiss wie das Pferd tickt. Der Freiberger wächst nicht in den Bergen auf weil das genetisch so sein muss oder weil das die beste Aufzuchtmöglichkeit ist, sondern weil man diese Flächen so nutzen kann. Aus ähnlichen Gründen bringen die Hannoveraner ihre Jährlinge in die Wesermarsch. Ich glaube nicht, dass Eigenschaften verloren gehen, auch nicht in der zweiten oder dritten Generation. Eventuell sind Pferde die über Generationen in den Bergen aufwachsen dort trittsicherer.

Mandoline: Was ist denn eigentlich der Grund ein Pferd in der Schweiz zu kaufen? Können wir das in Deutschland nicht auch kostengünstiger?

Gert Reinink: Ich kaufe keinen Freiberger um einen Freiberger zu haben. Ich suche sie danach aus für welchen Zweck ich sie gebrauchen will. Ich bin ein Fan von Erode, deshalb habe ich ein Fohlen von ihm gekauft. Es hat zwar keine top Bewegungen, aber ich bin davon überzeugt, dass es ein super Pferd wird, mit dem man später wenig Probleme in der Ausbildung hat und das ich gut verkaufen kann. Wenn ich eine Zuchtstute kaufe, habe ich ganz andere Prioritäten. Es kommt darauf an, was für ein Ziel ich habe.

Mandoline: Würden sie auch selber eine Zuchtstute aus Deutschland kaufen?

Gert Reinink: Ja sofort, wenn es dem entspricht, was ich mir vorstelle.

Mandoline: Dann brauchen Sie nicht unbedingt den Stempel „Made in Switzerland?“

Gert Reinink: Nein ich finde, dass sich die Käufer da auch nicht immer einen guten Dienst erweisen. Natürlich gibt es in der Schweiz Menschen, die sich grundsolide damit befassen. Ich kenne genügend Pferde, die mit Aufzucht und Ausbildung „Made in Switzerland“ waren und nicht unbedingt das reflektierten, was man von einem Freiberger erwartet. Man hat mir mal ein Gespann angeboten, es sollten top Pferde sein, mit sehr guten Ergebnissen im Feldtest. Es waren zwei Wallache. Der Besitzer habe sich beruflich verändert. Ich wollte sie geritten sehen. Sie wurden aber nicht geritten. Das waren Pferde! Bei dem einen musstest du ganz schnell die Box verlassen, wenn du ihm etwas in den Trog getan hast, sonst hat er wohl hinterhergeholfen. Beim Zweiten war es so, dass es viel zu lange gedauert hat, bis man überhaupt mal aufsteigen konnte. Mit einem super Feldtest! Das ist dann Made in Switzerland

Hardy Reinink: Es gibt hier viele, die durch uns einen Freiberger gekauft haben, weil sie uns kennen. Die hätten sonst keinen Freiberger gekauft.

Gert Reinink: Das ist ja schlussendlich bei jeder Rasse so. Man muss schon wissen, wo man ein Pferd kauft. Auch beim Freiberger kommt es für mich darauf an, welche Eigenschaften für mich wichtig sind. Will ich richtig Sport betreiben, oder bin ich Freizeitreiter/ -fahrer. Otto Werst hat eine ganz andere Vorstellung von Freibergern als ich. Ich bin auch gerne ein bisschen sportlich unterwegs, aber das ist für mich nicht das Wichtigste. Ich will, dass die Pferde funktionieren. Mit einer gewissen angenehmen Leistungsbereitschaft. Meine Pferde müssen nicht hoch sportlich sein. Als wir den Larson gekauft haben, waren wir auf einem Turnier. Da sind wir gefragt worden: „Sind die auch so faul wie Kaltblüter?“ Ich glaube nicht, dass die Bauern früher mit faulen Pferden gearbeitet haben. „Ob das ein Marathonpferd wird, das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, aber faul sind sie mit Sicherheit nicht.“ Larson hatte ganz lange gebraucht um schön zu galoppieren. Das war aber mein Fehler. Ich hatte eine Reiterin drauf, die körperlich nicht in der Lage war, ihn in den Galopp zu bekommen. Da stand der Trainer immer mit der Peitsche dahinter. Ich habe sicher nicht viel Ahnung vom Reiten, aber wenn der Trainer jedes Mal von unten mit der Peitsche unterstützen muss, dann ist irgendetwas nicht in Ordnung. Da will ich auch kein Geld investieren. Es hat sehr lange gedauert bis Larson eine ganze Bahn richtig schön galoppieren konnte. Die Dame, die ihn heute reitet, hat sich ganz viel Mühe gegeben. Im Sommer habe ich keine Zeit immer zum Training zu fahren. Das sage ich auch den Leuten, die von einem Warmblut auf einen Freiberger umsteigen. Das ist ein Kaltblut der kann galoppieren, aber das ist nicht seine liebste Gangart.

Mandoline: Sollte der Galopp beim Freiberger verbessert werden?

Gert Reinink: Dass kann man durch Selektion erreichen, aber das ist ein ganz langer Weg. In der Schweiz geht man auch gerne zu den Modehengsten bzw. zu Hengsthaltern die eine Lobby haben. Es gibt Hengsthalter, die können sich einen Esel hinstellen und da würde noch gedeckt. Ich sollte als seriöser Züchter auch mal einen Hengst aussuchen, der nicht so präsent ist. Ein Libero hat sicher seine Berechtigung, aber wenn er mit 19 Jahren immer noch so viele Stuten deckt, ist das sicher nicht günstig für die Blut-Vielfalt. Man muss bereit sein ein paar Kilometer weiter zu fahren.

Mandoline: Ist das Körungsverfahren wie wir das durchführen sinnvoll? Wie sehen sie das Körungsverfahren in der Schweiz?

Gert Reinink: Es hat sicherlich seine Berechtigung, auch weil es seine Tradition hat. Aber um dem Pferd gerecht zu werden, müsste man es auch im Freilauf beurteilen. Ich würde die Peitschenführung auch etwas mehr eingrenzen. Oft sieht man einen unnatürlichen Bewegungsablauf, Kopf und Schweif hoch, Druck im Rücken, dann sind die Zuschauer beeindruckt. Viel Spass dem Reiter, der ihn dann vorwärts abwärts reiten muss.

Mandoline: Was ist für Sie das Wichtigste bei der Hengstkörung?

Gert Reinink: Ein guter Hengst muss für mich ein gutes Ergebnis in Glovelier und am Stationstest erzielen. Das muss nicht unbedingt heissen, dass er Sieger wird. Wenn er in Glovelier an dritter Stelle steht dann habe ich es gerne, wenn er am Stationstest auch in diesem Bereich abschneidet und nicht dass der Siegerhengst von Glovelier im Stationstest ganz hinten landet.

Mandoline: Haben Sie etwas an der Hengsthaltung verändert seit sie von Haflinger auf Freiberger umgestiegen sind?

Gert Reinink: Dass ich die Hengste voll im Gebrauch habe hatte ich beim Haflinger nicht. Als die Haflingerzucht noch voll im Gange war, hat unser Haflingerhengst 35 Stuten gedeckt. Das Risiko für finanzielle Verluste war da höher als jetzt mit Larson. Wenn ich ihn als Hengst hier verkaufen würde, würde ich keine Preise erzielen wie Avenches. Aber ich will ihn nicht verkaufen. So ein Pferd bekommt man nur einmal im Leben. Beim ersten Mal decken, haben wir Larson nach zwei Stunden gleich wieder angespannt. Ich will auch mit ihm arbeiten können, wenn das Decken losgeht. Zwei, dreimal war er unruhiger, aber er und Harrison kennen das. Sie müssen in der Reithalle zwischen anderen Pferde stehen, da sollen sie nicht den Macho machen.

Mandoline: Was ist der Vorteil in Deutschland zu Züchten?

Gert Reinink: Es gibt keine Vorteile, es sei denn man scheut den weiten Weg und die Zollformalitäten.

Hardy Reinink: Ich glaube der Vorteil liegt darin, dass der Markt anders ist als in der Schweiz. Wir haben hier erst einmal nicht so viel Konkurrenz. Wenn hier in Deutschland jemand Freiberger sucht, gibt es nicht so viele Möglichkeiten.

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