Familie 8 Daniel

Die Geschichte des schweizerischen Zugpferdes mit besonderer Berücksichtigung des Stammesaufbaues des Burgdorferscnlages, Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zur Erlangung der Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften, genehmigte Nr. 457 PROMOTIONSARBEIT vorgelegt von HANS RITTMEYER ing. agr. aus St. Gallen

 

"Daniel wurde 1894 geboren und 1898 von der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf importiert. Er stammt ab von Jericho und Copine, einer belgischen Stute, war rotbraun, hinten rechts gebällt und besass eine Widerristhöhe von 162 cm. Daniel wird als mächtig gebauter Beschäler mit breiter, tiefer Brust, starkem Fundament und ausgiebigem Gange bezeichnet. Sein Vererbungsvermögen war ausgezeichnet, und speziell der Sohn Fatal, übertrug in hervorragender Weise die väterlichen Eigenschaften auf zahlreiche Nachkommen. Aber auch eine grosse Anzahl eidgenössisch und kantonal prämierter Stuten wurden von ihm erzeugt. Er deckte viele Jurastuten aus Anglo-Normänner-Jurakreuzungen, die Produkte wie die Hengste Fatal und Gothard von Tabar, Krüger von Kermès und Imprévue zeugten. Acht Jahre war er Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf und ging im Jahre 1906 an die Pferdezuchtgenossenschaft Schwarzenburg über, wo er bis zu seinem Tode 1913 deckte. 

Sein bester Sohn war wie schon betont Fatal. Von diesem besitzern wir eine Reihe männlicher und weiblicher Abkömmlinge, die allgemein als verstärkte und verbesserte Jurapferde angesprochen werden."

Fatal

"Fatal war ein unscheinbares, hochbeiniges Fohlen, das an der Ausstellung in Thun nicht einmal prämiert wurde, worauf es kastriert werden sollte. Diesem Vorgehen wirdersetzte sich aber Grossenbacher und liess im Gegenteil dem Tiere besondere Sorgfaltangedeihen. Seine Erwartungen täuschten ihn nicht, und Fatal entwickelte sich zu einem Hengste erster Güte. Er war 1898 geboren und braun mit weissen Hinterfüssen. Seine Widerristhöhe betrug 162 cm. Die Mutter war Fanny, eine Tochter von Tabar, einem vom Bunde importierten Anglonormänner. Der mütterliche Einfluss machte sich stark geltend, indem Fatal bedutend leichter und feiner war als sein Vater. Er besass einen ziemlich kleinen Kopf, und einzig sein etwas weicher, langer Rücken und die stark abfallende Kruppe waren zu tadeln. Anfänglich war er im Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf, wurde dann aber schon 1902 nach Saignelégier verkauft. Im Jahre 1908 ging Fatal an den Kanton Freiburg in den Besitz des "Syndicat chevalin de la Glane" über, wo er bis 1914 als Deckhengst figurierte. Sein Abgang nach Freiburg wurde im Jura allgemein bedauert; denn Fatal passte vorzüglich zu dem dortigen Stutenmaterial, was die stattliche Nachkommenschaft, die ein treffliches Zeugnis seiner durchschlagenden Vererbungskraft ausstellte beweist."

Gothard

"Ein weiterer Sohn Daniels war Gothard. Von diesem existiert heute kein männlicher Nachkomme mehr. Gothard, geboren 1898, war rotbraun mit einem Stern. Seine Widerristhöhe betrug 163 cm. Mütterlicherseits ist er ebenfalls von einer Tabarstute abstammend, die jedoch im Gegensatz zu Fatal keinen Einfluss auf ihn auszuüben vermochte. Gothard war nur allzuschwer und massig mit wenig Temperament. Dafür besass er aber prächtig starke Beine. Auch er wurde im Jahr 1902 nach dem Jura verkauft, wo er bis 1913 blieb, um nachher in Huttwil aufgestellt zu werden, dort aber im gleichen Jahre geschlachtet werden musste. Als Vererber hat er enttäuscht, wahrscheinlich wegen der erwähnten Eigenschaften, die den Freibergerstuten nicht zusagten."

Hannibal und Krüger

Die andern beiden Abkömmlinge Daniels, Hannibal und Krüger, vermochten den Stamm nicht zu halten und sind ohne prämierte Söhne gestorben. Krüger, dessen Mutter, Flora P. G. B. 8, eine Tochter von Kermès (Anglonormänner) ist, war ein schöner hoffnungsvoller Hengst mit leichtem, gefälligem Kopf, gutem Hals und korrektem Gang. Er wurde 1903 geboren, besass eine Widerristhöhe von 160 cm und eine dunkelbraune Farbe. Hannibal, geboren 1900, Fuchs mit Stern und einer Höhe von 158 cm, war ein kleines Pferd mit ausgezeichneten Körperformen. Beide Hengste lieferten kräftige, gedrungene Stuten und waren bei den Züchtern deswegen beliebt. Krüger deckte bis 1921, Hannibal bis 1924

Walter

Die heute ( Anmerkung: 1926) noch lebenden Hengste der Familie Daniel gehören alle der Fatallinie an. Von fünf Söhnen Fatals ist besonders Walter als Stammvater zahlreicher Hengste zu nennen. Walter wurde 1906 geboren, ist braun mit Blümchen, hinten links hermelingefesselt und 163 cm hoch. Er wird als ein gängiger und harmonisch gebauter Beschäler bezeichnet. Immerhin besitzt er wenig kräftige Unterschenkel, flache und enge Vorderhufe und steht vorne zeheneng. Ferner ist er überbaut und seine Rückenlinie eingesenkt. Walter ist der richtige Typ eines schweren Freibergers und eignet sich vorzüglich zu den zum Teil etwas leichteren Stuten von St. Brais. Dort stand er bis 1919, und seither war er Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein (Solothurn); 1925 wurde er kastriert. Seine Mutter ist Rosa H. P. M. 27, eine braune Stute mit Blümchen, väterlicherseits vom Ardennerhengst Darwin und mütterlicherseits von Leo III abstammend. Walter führt demnach von seitens des Vaters Ardenner- und Anglo-Normänner-Blut, vo seiner Mutter Ardenner und Anglo-Jurablut. Der Einfluss der beiden Ardennerhengste, Daniel und Darwin, ist aber dominierend und kommt in seinen Formen deutlich zum Vorschein. Walter besitzt drei Söhne, von denen der älteste Corsair ist.

Corsair

Corsair, in Réclère stationiert, wurde im Jahre 1910 geboren, ist braun mit einem Blümchen und hinten rechts gefesselt; seine Widerristhöhe beträft 159 cm. Er besitzt prächtige Rippenwölbung und geschlossene Lenden, eine kräftig entwickelte Brust und energisch, ausgiebigen Gang. All diese Eigenschaften verraten den rassigen Hengst, an dem einzig der langgezogene Rücken zu tadeln wäre, ein Erbstück aus der väterlichen Ahnenreihe. Seine Mutter ist Flora A. 33, braun mit Blümchen. Deren Vater ist Gludique, ein importierter Percheronhengst, die Mutter eine Jurastute. Mit Diavolette A 579 zeugte Corsaire den Sohn Milo, von dem wir heute ein prämiertes Hengstfohlen haben.

Milo

Milo ist 160 cm hoch, braun mit einem kleinen Stern. Er wurde 1919 im Jura geboren und in Chevenez aufgezogen, ging dann aber 1922 in das Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Oberaargau über. Sehr schön ist seine oberer Linie, der gegelmässige und ausgreiffende Gang, während seine Säbelbeine und die leichtzehenenge Stellung der Voerdergliedmassen störend wirken. Seine Mutter, Diavolette A. 579, ist eine Tochter Vainquers, welch letztere ein Sohn von Fatal ist. Daher führt Milo von beiden Seiten Fatalblut, auf den er in der dritten Generation ingezüchtet ist. Züchterisch vermag Milo zu befriedigen und ist bis jetzt Vater eines prämierten Hengstfohlens"

Quartier

Als weiterer Sohn Corsairs ist noch Quartier zu nennen, geboren 1923 und im Frühjahr 1926 erstmals prämiert. Er ist ebenfalls ein Inzuchtprodukt Fatals und scheint einen wohlproportionieren Beschäler abzugeben.

Domino

"Von einem andern Sohne Walters, Domino, haben wir zwei Söhne, Dom und Dorn.

Domino wurde 1911 geboren und war bis 1924 als Deckhengst im Jura  tätig. Er war braun, hinten rechts gefesselt und gekrönt., besass ein Blümchen, und seine Höhe betrug 160 cm. Domino war kein besonders schöner Hengst, sondern neben einer eingesenkten Rückenlinie war er überbaut, schmal und hochbeinig. Von der Mutter Négusse, einer französischen Stute, ist keine nähere Abstammung bekannt. Er führt einzig etwas Ardennerblut von seinem Vater und ist stark durchkreuzt, was sich in seinen wenig ausgeglichenen Formen geltend machte."

Dorn

Der Sohn, Dorn, geboren 1916, stand im Depot zu Avenches. Er ist braun mit meliertem Schweif und, entsprechend seinem Vater, ein Hengst von unschöner Gestalt. Er besitzt wenig Ausdruck und ist ein knochiger, überbauter Typ, hat eine abgezogene Kruppe und Säbelbeine, so dass er 1925  kastriert worden ist. Seine Mutter ist Olga, über deren Abstammung keine näheren Angeben gemacht werden können....

...Werfen wir noch einen Blick auf seine Haarwirbel. Am Kopfe befindet sich der Stirnwirbel, der bei allen Pferden in zahlreichen Variationen in Bezug auf Ausbildung und Lage vorkommt. Dorn besitzt einen gedrehten Zug- oder Kreiswirbel. Bei mittlerem Ohrenspiel des Pferdes mit mittlerer Fresslust sitzt er auf der Mitter der Verbindungslinie der beiden Pupillen des Pferdeauges, was für diesen Hengst zutrift. An der Vorderbrust liegt die Achselfeder, die für die Beurteilung des Ganges wichtigen Aufschluss zu geben vermag. Sie tritt regelmässig zu beiden Seiten der mittlerren Brustfurche auf und ist hinsichtlich Grösse nur geringen Schwankungen unterworfen, anhängig von der Ausbildung darunter liegender Muskeln. Um die Relgelmässigkeit des Ganges feststellen zu können, muss die Hähe der Grenzlie der beiden Federn zu einander verglichen werden. Sind dieselben nämlich beidseitig gleich, so deutet dies auf einen normalen Gang, während bei verschiedener Ausbildung eine Unregelmässigkeit desselben konstatiert werden kann...

Dom

"...Der andere Sohn von Domino, Dom, zuerst Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Oberaargau, kam dann später auch in das Depot. Er wurde im Jahre 1916 geboren, ist aber schon 1922 als Deckhengst ausgeschieden, ohne einen prämierten Sohn zu hinterlassen..."

Edgar

"...Der dritte und letzte Sohn Walters ist Egard, von dessen fünf Söhnen heute ( Anmerkung: 1926) nur noch zwei als Beschäler fungieren, nämlich Médoc und Ego. Egard wurde 1912 geboren, ist braun und besitzt melierte Mähnen- und Schweifhaare. Er war ein ziemlich grosser Hengst, 167 cm hoch tiefbrüstig, massig, muskulös. Die Schienbeine sind kurz, die Sprunggelenke leider etwas schwammig; die Stellung der Hinterfüsse ist fassbeinig, während er vorne leicht zeheneng steht. Bis 1922 deckte Egard im Jura, ging dann in den Besitz der Perdezuchtgenossenschaft Willisau über und wurde 1926 der Zucht entzogen. Seine Mutter ist Flora F. M. 203, braun mit Stern, eine Tochter von Darwin. Demzufolge ist Egard auf den Ardennerhengst Darwin ingezüchtet, den er auch väterlicherseits in der dritten Generation aufweist. Er ist halb ardennerblütig, und zur anderen Hälfte führt er Anglo-Normänner-Jurablut. Die Vererbungskraft Darwins und Daniels ist aber dominierend, und der knochenstrarke, massige Ardennertypus kommt in seiner Gestalt deutlich zum Ausdruck. "

Médoc

"...Sein (Anmerkung: Egards) Sohn Médoc, wurde 1919 geboren und ist heute ( Anmerkung: 1926) Eigentum der Pferdezuchtgenossenschaft Oberaargau. Er ist braun mit einem Stern und einer Widerristhöhe von 161 cm. Seine Beine sind gesäbelt und hoch, die Vorderfesseln gerade und der Gang eng und wenig ausgreifend. Auch die Lendenpartie muss ungünstig beurteilt werden, da dieselbe zu lang erscheint. Die Mutter von Médoc ist Flora A. 33, von Gludique abstammend. In ihren Adern fliesst Percheron- und Jurablut

Ego

"...Der andere Sohn von Eggard, Ego hat Frieda B. 14 zur Mutter. Sie stammt ab von Imprévue, einem 1889 importierten Anglo-Normännerhengst, der im Jura den Ruf eines vorzüglichen Vererbers besass. Seine trefflichen Eigenschaften trug er auf eine grosse Zahl von Stuten über, die sich besonders durch eine schöne obere Linie, breite geschlossenen Lenden, korrekten und ergiebigen Gang auszeichnen. Die Mutter von Frieda ist Brune, über deren Abstammung nichts Näheres bekannt ist. Gleich seinem Halbbruder Médoc, führt auch Ego nur von seitens seines Vaters Ardennerblut. Von diesem scheinen beide die Hochbeinigkeit geerbt zu haben, während Ego die schöne Rückenlinie seiner Mutter zu verdanken hat. Die Brust ist schmal und die Gelenke erscheinen schwach. Er ist im Jahr 1920 geboren und steht im Kanton Freiburg, bei dem "Syndicat chevalin de la Glane". Bis heute existiert noch kein männlicher Nachkomme von den beiden Söhnen Egards, und ebenso sind seine drei anderen, Iris, Koran und Numa, die der Zucht entzogen worden sind, ohne Produkte geblieben, weshalb ich nicht näher auf jene eintrete."

Vainqueur

S 143 "...Vainqueur, ein Hengst von rotbrauner Farbe mit Stichelhaaren, wurde 1905 geboren. Er ist 166 cm hoch, besitzt einen langen Rücken, schwammige Sprunggelenke, ist ferner hochbeinig, überbaut und steht hinten zehenweit. Von seinen drei Söhnen Effort, Héros und Vampa ist keiner mehr am Leben (Anmerkung: 1926)"

S 143 ff "...Vainqueur deckte bis zu seinem Abgang im Hahre 1915 im Jura. An Hand der Ahnentafel können wir die Abstammung genauer verfolgen. Seine Mutter war eine Tochter des berühmten Vaillant, des Stammhengstes der heutigen Freibergerzucht, dessen Vererbungsvermögen von hervorragender Durchschlagskraft gewesen ist. Vaillant, ein Urenkel von Leo, einem vonm Bunde 1869 importierten englischen Halbblut, ist ein Inzuchtprodukt. Seine Eltern stammen von der gleichen Mutter ab, sind also Halbgeschwister, worauf wahrscheinlich sein glänzendes Vererbungsvermögen beruhte."

Vampa

S 143 "...Vampa jedoch hinterliess zwei männliche Nachkommen."

S 144 "...Mit Fauvette zeugte Vainqueur den Sohn Vampa. Vampa, geboren 1912, war ein Hengst von brauner Farbe mit melierter Mähne und besass die unschönen Formen seines Vaters, ein konochiges, gemeines Aussehen mit überbautem Kreuz. Bis 1920 stand er im eidgenössischen Depot in Avenches und starb dort an Herzlähmung. Auch Fauvette geht in ihrer Ahnentafel auf Vaillant zurück, so dass Vampa, der nur zum kleinsten Teile Ardennerblut führt, au diesen ingezüchtet ist in der dritten Generation."

Valet

S 145 "...Valet, geboren 1916, steht im Depot von Avenches. Seine Farbe ist braun mit Stern. Dieser Hengst ist ebenfalls nicht gerade hervorragend, sondern überbaut, flachrippig und hat einen tiefen Rücken. Gut sind seine muskulösen Vorarme und Unterschenkel sowie die breite Brutst. Die stark verfeinerten Formen, der kleine Kopf und die der geringe Röhrenbeinumfang verraten den überwiegenden Anglo-Normänner-Jura-Einschlag."

Valo

S 145 "...Der Sohn von Valet, Valo, geboren 1920, ist ebenfalls in Avenches stationiert und gleich seinem Vater überbaut. Seine Farbe ist braun mit einem Stern. Er besitzt eine gut entwickelte Brust, hat aber weiche Vorderfesseln und einen kurzen, wenig ausgreifenden Gang. Seine Mutter ist Lott L. O. 266, von Foxterrier und Flora L. O. 149 abstammend. Sie ist stark ingezüchtet, indem ihre Eltern beinahe Vollgeschwister sind. Wie aber aus der Ahnentafel hervorgeht, ist Valo, trotz ziemlicher Verwandtschaftszucht, mit dem verschiedensten Blute durchsetzt . Es ist daher nicht zu verwundern, wenn er sowie sein Vater Valet bis jetzt züchterisch nicht voll befriedigte. Valo besitz nur noch eine Spur von Ardennerblut, was in seinem Habitus deutlich zum Ausdruck kommt. Die Masse und der kleine Tapirkopf weisen auf den stark verfeinerten Bau hin."

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